Im Fohlenfieber

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag bereits verraten habe, dass wir dieses Frühjahr Fohlen erwarten, möchte ich diesen Blog nun den plüschigen „Bald-Ankömmlingen“ bei uns im Stall widmen. Ehrlich gesagt, ist das erste Exemplar der Hauptgrund dafür, dass ich solange nicht an den Schreibtisch gekommen bin, denn dieses kleine Wesen raubt mir mittels Schlafmangel (wegen der nächtlichen Kontrollen) und einiger Vorbereitungen im Stall noch den letzten Nerv… Vielleicht bin ich ein wenig überbesorgt, aber das kann man mir beim ersten Nachwuchs hoffentlich verzeihen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Vor knapp einer Woche wäre eigentlich der errechnete Geburtstermin gewesen und ich sitze bereits wie auf Kohlen. Dabei ist das nichts ungewöhnliches, sagt unser Tierarzt: Gerade junge Stuten und Erstgebärende neigen dazu, bis zu einem Monat(!) zu übertragen. Uff – wenn Johari das noch so lange durchzieht, muss ich danach zur Mutter-Kind-Kur… DANACH ist ein gutes Stichwort. Aber wie genau sehen die GeburtsVORbereitungen in Sachen Haltung eigentlich aus? Zunächst einige Basis-Fakten:

Termine und Untersuchungen

Natürlich beginnt alles mit dem Notieren der Decksprünge, um überhaupt einen Termin errechnen zu können: Knapp 11 Monate (manchmal auch bis zu 12) dauert es von der Bedeckung bis zur Geburt. Nach 18 Tagen ist ein erster Ultraschall zur Bestimmung der Trächtigkeit möglich. Nach 25-30 Tagen ist eine Nachkontrolle zu empfehlen, um eine frühe Resorption des Fohlens auszuschließen. Man sollte unbedingt bedenken, dass es sich hierbei nicht um eine Ultraschall-Untersuchung von außen handelt, sondern eine Rektaluntersuchung, die für die Stute nicht besonders angenehm ist. Um unnötige Sedierungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen medizinischen Untersuchungsstand für Pferde zu nutzen. Wir haben mit einfachen Mitteln einen solchen gebaut und nun dank der simplen Konstruktion stressfreie Kontrolltermine für Tier und Mensch: links ein Panel, rechts eine stabile Wand, vorn ein Balken in Brusthöhe und an der Rückseite eine alte Stalltür vom Dachboden, die wir mit zwei Riegeln stabilisieren und mit einer Rohrisolation an der Oberseite abpolstern können. Vorn hängen wir (vor dem Brustbalken, seitlich in das Panel) bei den Untersuchungen immer einen Futtereimer ein. Dann ist die Stute beschäftigt und alles gleich halb so wild.

Gesundheitsvorsorge

Während der Trächtigkeit ist – wie natürlich auch bei allen anderen Pferden – auf regelmäßige Impfung (Tetanus(!), Influenza und ggf. Herpes) und Entwurmung zu achten. Die letzte Wurmkur sollte knapp einen Monat bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin eingegeben werden (hier scheiden sich die Geister ein wenig). Ziel ist es, dass das Neugeborene mit keinen/möglichst wenig Parasiten in Berührung kommt.
Eine gute Übersicht zu wichtigen Terminen rund um die Trächtigkeit bietet übrigens die neben dem Deckstand abgebildete Drehscheibe zum Ausschneiden (Danke an Silke Göllner fürs Zusenden!)

Die Abfohlbox

Auch wenn sich die tragende Stute bis zur Geburt bewegen darf und soll, muss ihr auch genügend Ruhe ermöglicht werden. Die Gewichtszunahme scheint unserer Johari vor allem in den letzten Wochen ziemlich zu schaffen zu machen. Wir entscheiden uns, sie schon frühzeitig nachts in die Abfohlbox zu bringen und tagsüber weiterhin in ihrer gewohnten Offenstallherde laufen zu lassen. Entscheidender Vorteil: Sie gewöhnt sich an die Umgebung und bildet die passenden Antikörper für den Ort der Geburt UND den Aufenthaltsbereich, in dem sie und ihr Fohlen sich danach gemeinsam mit der Herde aufhalten werden. Der Nachwuchs bekommt diese Antikörper dann über die Kolostralmilch übertragen und erhält so quasi seine erste „Impfung“.

Beim Thema Abfohlbox haben wir uns jede Menge Gedanken gemacht: Groß und hell sollte sie sein, der Boden gut abgepolstert. Die beste Wahl in unserem Fall war eine spezielle 15 Quadratmeter Außenbox mit Schiebetür an der Südseite. Durch die Nähe zum Offenstall haben Johari und ihre Herde von dort aus (im Gegensatz zu unserer Paddockboxengasse) immer Sichtkontakt und sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Einige Wochen vor Bezug haben wir die Box mit 4,5cm starkem Gummipflaster ausgelegt und zu 2/3 dick mit Stroh eingestreut. Neben einer Selbsttränke wurde –wie in all unseren Boxen – eine Großraum-Raufe eingebaut, um Heu ad lib sicherzustellen. Die Gitterabstände von knapp 5 cm haben uns aber dazu bewogen, den unteren Teil der Raufe zur Sicherheit zu verkleiden, damit das Fohlen nicht hängenbleiben kann. Auch das Panel an der Frontseite der Box haben wir im unteren Bereich abgedichtet. Letzter Feinschliff: Den Lecksteinhalter so hoch anbringen, dass das Fohlen nicht ran kommt. Es kommt vor, dass die Kleinen so intensiv Salz aufnehmen, dass sie Durchfall bekommen. Gut, wenn sich das vermeiden lässt.

Damit wir jederzeit alles im Blick haben, wurde eine Kamera mit Wlan-Signal installiert: Beim nächtlichen Check reicht somit ein Blick aufs Handy und wir sehen über einen Netzwerk-Stream, was Johari gerade macht. Meistens schlafen…

Nach der Geburt: Zwischenstation und Rotation

So weit so gut. Die Abfohlbox ist bezogen, die Bald-Mama entspannt. Nun heißt es einen Schritt weiter denken: Nach der Geburt sollen Stute und Fohlen natürlich möglichst bald Freilauf erhalten und in ihre Herde integriert werden. Um den beiden aber nach den gemeinsamen Koppelgängen Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, beziehen sie eine direkt an den Offenstall angrenzende Doppelbox mit etwa 50 qm Paddock. Die Abfohlbox wird zu diesem Zeitpunkt dann von der nächsten Stute bezogen (unsere Fohlen kommen mit 1-2 Monaten Abstand) und dann rollieren wir das System erneut durch.

Die Zaunanlage: unterschätzte Gefahr?

Was es außerdem zu bedenken gibt: Sind Paddock und Koppeln „fohlensicher“? Unsere Umzäunung ist das mit drei Seilen und Abständen von 50 bis 60 cm eher nicht: Die Fohlen könnten zumindest in der ersten Zeit darunter oder dazwischen durch schlüpfen. Die Seile weisen außerdem keine sonderlich gute Sichtbarkeit auf – die Fohlen nehmen sie vermutlich zu spät wahr. Und: Die Seile schneiden leider relativ schnell ein, sollte ein Pferd sich darin verfangen. Ein Risiko, dass wir minimieren möchten.

Nachdem wir unsere Zäune im vergangenen Jahr komplett mit diesem System erneuert haben, können wir nun nicht wieder alles abreißen und in eine andere Zaunanlage investieren. Wäre das möglich, wäre Hippowire von Patura meine erste Wahl für den Fohlenbereich: Wir haben diesen Pferdesicherheitszaun um den Paddock unseres zweiten Offenstalls. Das Material ist eine Verbindung von stromleitendem Kunststoff mit einem Stahlkern – absolut stabil, gut sichtbar und ohne Verletzungsrisiko durch Schnitte. Die Lebensdauer soll laut Hersteller 10 Jahre betragen. Einziger Nachteil: Eine nicht ganz einfache Installation (ich würde Hilfe über Patura empfehlen) und ein der Qualität entsprechender Preis.

Zaun mit BändernIch entscheide mich beim Fohlenzaun also für einen Kompromiss: Ich entferne das untere Seil unseres bestehenden Zaunes und ziehe stattdessen zwei Reihen Breitband in 20 mm Stärke ein. Das schmale weiße Band mit Streifen in Signal-Orange ist nicht so anfällig gegen Wind und Frost wie oftmals die Ausführung in 40 mm Stärke, bietet aber eine gute Sichtbarkeit und kein Schnittrisiko. Mit dieser Lösung versehen wir zunächst den Paddock unseres Zucht-Offenstalls sowie eine der großen Koppeln. Den gerade entstehenden Trail und weitere Koppelflächen können wir bei Bedarf nachrüsten.

Wir sind also weitestgehend vorbereitet – und gespannt, ob die Fohlen das genau so sehen. Vielleicht kommt Nummer eins ja schon heute Nacht…

Wie es danach weitergeht? Ich werde es hier berichten. Die artgerechte Fohlenaufzucht hält sicher wieder einige Herausforderungen bereit. Bei Bloggerkollegin Nina von Roping my dream gibt es dazu schon einen schönen Beitrag. Wer (noch) kein eigenes Fohlen hat und mit dem Gedanken spielt eines zu kaufen, findet bei Line von Kultreiter eine super Checkliste.